Im Oktober 2021 habe ich die einjährige Weiterbildung zur Lehrerin im Schulfach Glück begonnen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich in etwa begonnen, mich mit den Chancen und Grenzen unseres Schulsystems auseinanderzusetzen. Und ja, auch da war ich schon teils frustriert und habe mir Gedanken gemacht, ob ich wirklich Teil dieses Systems werden möchte.
Die Weiterbildung kam mir zu der Zeit wie gerufen. Ich war dort die jüngste Teilnehmerin in einer Gruppe von engagierten Menschen die, ähnlich wie ich, nach Möglichkeiten suchten, die Grenzen des Systems auszudehnen und Schule und Unterricht besser und individualisierter zu machen.
Aber mal von Anfang an. Was ist denn eigentlich das “Schulfach Glück”?
Dieses Schulfach wurde im Jahr 2007 von Ernst-Fritz Schubert entwickelt und an der Willy-Hellpach-Schule in Heidelberg erstmals unterrichtet. Schuberts wollte mit dem Unterrichtsfach das Schulklima verbessern und die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler*innen zu fördern. Laut der Website des Fritz-Schubert-Institutes ist das Ziel: „Lebenskompetenz, Lebensfreude und Persönlichkeitsentwicklung zu fördern und diese auch im Schulalltag zu realisieren.“
Die Weiterbildung besteht aus sechs Modulen, die wiederum immer 2 Einheiten umfassen. Die Module sind Stärken, Visionen, Entscheiden, Planen, Umsetzen und Reflektieren. Es wird damit begonnen zu schauen, wer bist du eigentlich? Was kannst du gut? Und was liegt dir vielleicht nicht so sehr? Was magst du? Was machst du gerne?
In dem zweiten Modul wird sich mit den Fragen beschäftigt, wo möchtest du hin? Was ist dein Ziel im Leben? Wie möchtest du deinen Weg gestalten?
Die darauffolgenden Module dienen dazu, sich auf den Weg zu machen und die Ziele tatsächlich zu verwirklichen. Dabei wird auch darauf geschaut, wie wichtig Menschen sind, die einen unterstützen. In dem Modul der Reflexion wird das erlebte reflektiert. Was hast du erlebt? Welchen Weg hast du zurückgelegt? Was hat sich in der Zeit verändert? Wer bist du jetzt? Wo stehst du?
Gerade im Unterricht steht auch die Beziehungsarbeit zwischen den Schüler*innen aber auch zwischen Schüler*innen und Lehrkraft im Fokus, was langfristig zu einer deutlichen Verbesserung des Klassenklimas beitragen kann.
Mir persönlich hat das Schulfach Glück insbesondere zwei Dinge gezeigt:
- Ich habe motivierte und leidenschaftliche Lehrkräfte in der Weiterbildung kennengelernt, die mich inspiriert haben und mir als Vorbilder für meinen zukünftigen Beruf dienen.
- Ich habe eine Haltung entwickelt. Damit meine ich, dass ich nun viel klarer sehen kann, wer ich bin und was ich im Leben möchte. Das heißt nicht, dass ich immer weiß, ob ich auf dem richtigen Weg bin und auch das Ziel ist mir noch nicht klar. Aber ich habe eine eindeutige Richtung vor Augen und in diese Richtung bewege ich mich.
Natürlich könntest du jetzt fragen: Was denn, noch ein Schulfach? Und ich kann die Frage gut verstehen. Ich selbst bin kein großer Fan der klaren Fächertrennung. Aber dazu vielleicht in einem anderen Beitrag. An dieser Stelle kann ich nur sagen, dass ich denke, dass dieses Fach sich sowohl gut als eigenes Fach oder eigene AG macht, als auch in jedes beliebige Fach integriert werden kann. Beziehungsarbeit ist nämlich für den Erfolg jeden Unterrichts ein entscheidender Faktor.
Falls du Lust bekommen hast, mehr zum Schulfach Glück zu lesen, schreib mir doch gerne, was dich noch interessiert. Wenn du mehr zur Wissenschaftlichen Untermauerung des Fachs lesen möchtest, kann ich dir die Doktorarbeit von Ernst-Fritz Schubert ans Herz legen: Schubert, Ernst-Fritz (2017). Lernziel Wohlbefinden. Entwicklung des Konzeptes „Schulfach Glück“ zur Operationalisierung und Realisierung gesundheits- und bildungsrelevanter Zielkategorien. Weinheim, Basel: Beltz Juventa. (Falls du Student*in bist, kannst du auch mal in der Online-Bibliothek deiner Uni nachschauen, es kann gut sein, dass du sie dort kostenlos findest, sowie auch andere Bücher von Ernst-Fritz Schubert)