Leichte Sprache: Wie sie Menschen den Zugang zu Texten erleichtert

Hast du schonmal das Wort „Donaudampfschifffahrtselektrizitätenhauptbetriebswerkbauunterbeamtengesellschaft“ gehört, oder Text gelesen und dir gedacht: „Ist das überhaupt Deutsch? Ich verstehe kein Wort.“? Vielen Menschen in Deutschland geht es tagtäglich so, darunter Menschen mit geistiger Behinderung, Menschen mit Hörbehinderung, Menschen aus sogenannten bildungsfernen Schichten, neu zugewanderten Menschen, Jugendlichen und anderen Personengruppen. Laut SWR profitieren etwa 14 Millionen Menschen in Deutschland von Leichter oder Einfacher Sprache.

Aber was sind eigentlich Leichte und Einfache Sprache?

Leichte und Einfache Sprache sind vereinfachte Sprachvarianten, die bestimmten Personengruppen das Textverständnis erleichtern sollen. Allerdings sind Leichte und Einfache Sprache nicht dasselbe. Sie unterscheiden sich signifikant in ihren Zielgruppen und folgen unterschiedlichen Regeln.

Leichte Sprache hat ein klares Regelwerk. Sätze werden kurzgehalten, Fremdwörter werden vermieden oder erklärt und Synonyme sollen gar nicht verwendet werden. Darüber hinaus erleichtern Bilder und starke Kontraste ebenfalls das Verständnis. Leichte Sprache richtet sich primär an Menschen mit geistiger Behinderung, kann aber auch für neu zugewanderte Menschen eine Erleichterung sein. Um offizielle Texte in Leichter Sprache verfassen zu dürfen braucht man einen Bachelorabschluss und eine Weiterbildung, die mindestens 40 Stunden umfasst.

Einfache Sprache ist etwas komplexer als Leichte Sprache und hat weniger strenge Regeln. Sie ist für Menschen gedacht, die Deutsch als Zweitsprache sprechen oder aus sogenannten bildungsfernen Schichten stammen.

In Deutschland wurde Leichte Sprache erstmals im Zuge der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention 2006 bzw. 2009 bekannt. In den letzten Jahren hat sie jedoch immer mehr an Bedeutung gewonnen, insbesondere nachdem das Bundesministerium für Arbeit und Soziales 2020 eine DIN-Norm für Leichte Sprache entwickelt hat. Inzwischen gibt es sogar Verlage, die sich auf Leichte Sprache spezialisiert haben, wie der „Spass am Lesen Verlag“, der (Schul-)Literatur in Leichte oder Einfache Sprache umschreibt und dabei die Sprachkompetenzstufe angibt (z.B. A2, B1). Diesen hatte ich auch schon in meinem Didacta Beitrag erwähnt und meiner Meinung nach ist das eine großartige Möglichkeit am gemeinsamen Gegenstand mit Schüler*innen verschiedener Sprachkompetenzen zu arbeiten.

Es gibt natürlich auch Kritik an Leichter und Einfacher Sprache, die behauptet, dass sie die Sprache vereinfacht und Menschen verdummen. Diese Kritik ist jedoch unbegründet, da solche Texte nur als Ergänzung und nicht als Ersatz für komplexere Literatur und Webtexte gedacht sind.

Insgesamt macht Leichte und Einfache Sprache Texte für viele Menschen zugänglicher. Die Verfügbarkeit von Leichter und Einfacher Sprache trägt deshalb zur verstärkten Teilhabe aller, im Sinne der UN-BRK, bei. Und seien wir mal ehrlich: Wer hat nicht schon mal einen Text gelesen und sich gewünscht, dass es eine einfachere Version davon gäbe, um wirklich alles zu verstehen?

Und ja, das Wort im Titel des Beitrages gibt es wirklich, es ist laut Chat GPT „ein berüchtigtes Beispiel für ein sehr langes zusammengesetztes Wort. Es bezeichnet eine Gesellschaft für Unterbeamte des Hauptbetriebswerks der Donaudampfschifffahrtselektrizität.“

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