Die Bedeutung von gendergerechter Sprache

Die Debatte ums Gendern hat in Deutschland eine neue Dimension erreicht. Seit dem 1. April 2024 gilt in bayrischen Behörden und Bildungseinrichtungen das sogenannte „Genderverbot“. Das bedeutet für Lehrkräfte, dass sie in Rundschreiben oder Elternbriefen keine gendergerechte Schreibweise (*, :, _, usw.) verwenden dürfen. Tun sie es doch, droht ihnen eine Abmahnung oder sogar Kündigung (und das in Zeiten des extremen Lehrkräftemangels!). Auch in Hessen wurde zum Start der Abiturprüfungen 2024 ein „Genderverbot“ für eben diese Prüfungen erlassen, sodass Schüler*innen, die in den Klausuren Genderzeichen benutzen, dafür Punktabzug erhalten.

Vielleicht denkst du dir jetzt: Gut so! Das Gendern ist doch sowieso nur störend und unsinnig. Aber es gibt tatsächlich gute Gründe, warum gendern sinnvoll ist.

Der erste Grund ist, dass das generische Maskulinum ein Märchen ist, das so nicht nachgewiesen werden konnte. Natürlich gibt es die Form, aber Fakt ist, dass wir bei Lehrer eben doch an einen männlichen Lehrer denken und nicht an eine Lehrerin.

Studien haben gezeigt, dass Grundschulkinder, denen Berufe mit gendersensibler Sprache präsentiert wurde, also zum Beispiel Piloten und Pilotinnen, sich eher vorstellen konnten, einen Beruf auszuüben, der nicht geschlechtertypisch ist. Außerdem bewerben sich mehr weibliche Personen auf eine Stelle und sie erhalten auch mehr Geld, wenn bei der Stellenausschreibung gegendert wird.

Jetzt könntest du natürlich gegenargumentieren, dass die Genderzeichen aber beim Lesen stören und der Glottisschlag (diese kleine Pause vor dem „i“) beim Sprechen den Lese- und Redefluss stören. Aber wir Menschen sind nun einmal Gewohnheitstiere. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass es vielleicht zu Beginn etwas ungewohnt und merkwürdig wirkt, jedoch kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass es schon nach kurzer Zeit eher komisch und seltsam ist, wenn nicht gegendert wird. Und ja, es gibt Situationen, da kommt die gendergerechte Sprache an ihre Grenzen. „Ein*e glückliche*r Postbot*in“ ist einfach wirklich holprig, sowohl zu lesen als auch zu sprechen.

Aber die binäre Sprache mit weiblicher und männlicher Bezeichnung reicht eben in unserer aufgeklärten und modernen Welt nicht mehr aus. Seit 2019 gibt es die Möglichkeit im deutschen Pass das Geschlecht divers oder auch gar kein Geschlecht anzugeben. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, warum es sowohl biologisch als auch sozial betrachtet, mehr als zwei Geschlechter gibt, dann empfehle ich dir die Folge zu den Geschlechtern von MAITHINK X.

„Sprache ist der Ausdruck unserer Wahrnehmung, sie prägt unser Bewusstsein und Denken. In ihr spiegeln sich gesellschaftliche Normen, aber auch Machtverhältnisse wider, die Personen oder Gruppen einschließen oder ausgrenzen können. Gendersensible Sprache wird oft als umständlich oder unnötig empfunden. Jedoch ist der sensible Sprachgebrauch ein wichtiger Baustein zu einer wertschätzenden, inkludierenden Ansprache aller“ (Wanninger, Steinbrück).

Weiterführende Links und Quellennachweise:

https://www.quarks.de/gesellschaft/psychologie/was-gendern-bringt-und-was-nicht/

Vervecken & Hannover (2015). Yes I can! Effects of gender fair job descriptions on children’s perceptions of job status, job difficulty, and vocational self-efficacy. Social Psychology, 46, 76–92.

https://www.hs-osnabrueck.de/fileadmin/HSOS/Homepages/LearningCenter/Dateien/Toolbox/TuE/Gendersensibel_formulieren.pdf

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