UDL – Ein Konzept für Alle

Im Rahmen meines Praxissemesterprojektes beschäftige ich mich momentan mit dem Konzept „Universal Design for Learning“ (UDL). Im letzten Semester habe ich in einem Seminar zum ersten Mal von dem Konzept gehört und ehrlich gesagt bin ich sehr erstaunt, dass UDL nicht präsenter im Studium ist. Das Konzept wurde in den 1990er Jahren von der Non-Profit-Organisation CAST entwickelt und seitdem immer wieder überarbeitet. Die Grundlage des Teams war dabei die neurowissenschaftliche Betrachtungsweise des Lernens. Das Ziel von UDL ist „[e]in zielgerichtetes und reflektiertes, einfallsreiches und authentisches, strategisches und handlungsorientiertes Handeln der Lernenden“ (CAST, 2024) zu ermöglichen. Das bedeutet, dass Lehrkräfte mithilfe der von CAST entwickelten Leitlinien die Unterrichtsplanung mit Variabilität zwischen den Schüler*innen und einem flexiblen Lehrplan gestalten können.

UDL umfasst drei Prinzipien, die die verschiedenen neurologischen Ebenen des Lernens abdecken sollen. Die Prinzipien sind erstens Lernengagement – Das Warum des Lernens, wo es um die Interessen, das Durchhaltevermögen und das selbstregulierte Lernen geht. Informationen – Das Was des Lernens, ist das zweite Prinzip, welches näher auf die Perzeption, die Sprache und das Verständnis von Lerninhalten eingeht. Das dritte Prinzip ist die Handlung und Ausdruck – Das Wie des Lernens, wo Wahlmöglichkeiten von verschiedenen Handlungen, Kommunikation und exekutiven Funktionen eingegangen wird.

Das Konzept ist dabei von Beginn an auf inklusiven Unterricht ausgelegt worden, um Barrieren abzubauen und Teilhabe für alle Schüler*innen zu ermöglichen. Laut den Entwickler*innen selbst ist UDL „ein Rahmenwerk zur Verbesserung und Optimierung des Lehrens und Lernens für alle Menschen, das auf wissenschaftlichen Erkenntnissen darüber beruht, wie Menschen lernen“ (CAST). Es wird davon ausgegangen, dass selbst in der homogensten Lerner*innengruppe alle Schüler*innen individuell denken und lernen, weshalb Schüler*innen die Möglichkeit erhalten sollten, verschiedene Lernwege, -strategien und -vorgänge auszuprobieren und die für sich passenden Methoden zu entdecken.

Dadurch unterscheidet sich UDL auch von dem Konzept der Differenzierung. Bei Differenzierung geht es darum, die individuellen Bedürfnisse der Schüler*innen zu kennen und auf sie zugeschnittene Lernmaterialien zu erstellen. Im Gegensatz dazu geht es bei UDL auch darum die Bedürfnisse zu kennen, allerdings sollten die Materialien so angelegt werden, dass sie grundsätzlich von allen Schüler*innen unabhängig von ihren Bedürfnissen genutzt werden können.

Im deutschsprachigen Raum ist UDL noch wenig verbreitet, wohingegen es in der amerikanischen sonderpädagogischen, inklusiven Bildung bereits einen festen Platz in der Forschung hat. Dabei sind die positiven Effekte durch diverse Studien bereits nachgewiesen. Tatsächlich findet sich UDL auf der Seite der Qualitäts- und UnterstützungsAgentur des Landesinstituts für Schule von NRW unter dem Reiter Lernförderung in inklusiven Settings wieder, wo UDL als „Grundlage der aktuellen Lernforschung […] zur Gestaltung flexibler förderlicher Lernumgebungen für alle Lerner[*innen], so dass Barrieren für das Lernen abgebaut werden können und das eigentliche Lernen im Mittelpunkt steht“ (Landesinstitut für Schule, o.D.), bezeichnet wird. Seinen Ursprung hat UDL übrigens in der Architektur. Universal Design bezeichnet dort eine Bauweise, bei der alle Behinderungen mitgedacht werden und Gebäude und Städte für alle Menschen universell nutzbar sind.

UDL scheint mir ein sehr vielversprechendes und bereicherndes Konzept zu sein und ich wundere mich, dass es bisher in Deutschland anscheinend kaum angekommen ist. Die Kritik, die genannt wird, bezieht sich meist auf die konkrete Umsetzbarkeit und die Ebenen, die alle nicht miteinbezogen wurden. Allerdings habe ich den Eindruck, dass UDL geradezu dazu einlädt weitergedacht und an die Bedürfnisse der Schulen angepasst zu werden.

Verwendete Quellen:

Biewer, G. (2022). Universal Design for Learning (UDL) als Entwicklungsperspektive für einen           inklusiven Unterricht. In: Frohn, J., Bengel, A., Piezunka, A., Simon, T., Dietze, T. [Hrsg.]. Inklusionsorientierte Schulentwicklung. Interdisziplinäre Rückblicke, Einblicke und Ausblicke. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt. S. 221-230.

Capp, M. J. (2017). The effectiveness of universal design for learning: a meta-analysis of iterature between 2013 and 2016. In: International Journal of Inclusive Education, Ausgabe 21, Nr. 8. S. 791-807.

CAST (2024). Universal Design for Learning Guidelines. Version 3.0. https://udlguidelines.cast.org [zuletzt aufgerufen am 31.07.2024].

Meyer, A., Rose, D. H. & Gordon, D. (2014). Universal Design for Learning: Theory and Practice. https://clusive.cast.org/res_reader/UDLTP [zuletzt aufgerufen am 31.07.2024].

Qualitäts- und UnterstützungsAgentur des Landesinstituts für Schule (o.D.). Lernförderung.             https://www.schulentwicklung.nrw.de/cms/inklusiver-fachunterricht/lernumgebungen-   gestalten/lernfoerderung/lernfoerderung.html [zuletzt aufgerufen am 31.07.2024]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert