Die Heliosschule, auch bekannt als Inklusive Universitätsschule Köln wurde 2015 auf Initiative von Studierenden der Universität zu Köln gegründet. Die Studierenden forderten mehr Partizipation in der universitären Lehre und orientierten sich bei der Entwicklung besonders an den universitären Praxisschulen, wie es sie beispielsweise in Finnland gibt. „Aufgabe dieser Schule sollte sein, auf Basis eines breiten Inklusionsverständnisses und im permanenten Austausch mit universitärer Forschung Schulentwicklung und exzellente, praxisnahe und partizipative Lehrer*innenbildung zu realisieren.“(https://www.hf.uni-koeln.de/41527) Die Schule basiert auf drei Säulen: Wissenschaft, Stadt und Pädagogik. Diese Säulen arbeiten eng zusammen. Die wichtigsten Handlungsfelder sind Lehrer*innenbildung, Schulentwicklung, Forschung sowie der Transfer von Innovationen in die Praxis. Diese Handlungsfelder sind im Schulalltag sehr gut beobachtbar. Derzeit besteht die Heliosschule aus einer zweizügigen Grundschule und einer vierzügigen Gesamtschule. Das Schulgebäude, in dem alle Schüler*innen gemeinsam lernen sollen, wird momentan noch gebaut. Stand jetzt werden die Schüler*innen im Jahr 2026 in das neue Gebäude in Köln Ehrenfeld umziehen können. Bis dahin sind die verschiedenen Jahrgangsstufen auf unterschiedliche Stadtteile verteilt. Die Schüler*innen des ersten bis vierten Schuljahres sind in Köln Sülz untergebracht. Die fünfte und sechste Klasse in Ehrenfeld und die siebte bis – theoretisch, denn die Schule ist noch im Aufbau – 13. Klasse in Vogelsang.
Bis zur Oberstufe sind die Klassen, die an der Heliosschule übrigens Stammgruppen genannt werden, jahrgangsübergreifend organisiert. Eine Stammgruppe in der Grundschule besteht aus 25 Kindern der ersten bis vierten Klasse. Auch das fünfte und sechste Schuljahr sind jahrgangsgemischt, was sich durch bis zum neunten Jahrgang durchzieht. Ab der zehnten Klasse muss, aufgrund landesweiter Vorgaben, jede Stammgruppe wieder aus einem Jahrgang bestehen. Die Stammgruppen bilden bis zur neunten Klasse zusammen Lernlandschaften, die aus zwei bis vier Stammgruppen bestehen können. Ich zum Beispiel bin aktuell in einer Lernlandschaft mit zwei Stammgruppen, bestehend aus insgesamt 50 Kindern der ersten bis vierten Schuljahre. Zu der Lernlandschaft gehören drei Lehrkräfte, drei pädagogische Fachkräfte und etwa vier bis sechs Inklusionsbegleitungen.
Ein typischer Schultag beginnt mit dem offenen Anfang von 8:00 bis 8:30 Uhr, wo die Kinder langsam ankommen können. Die Atmosphäre ist ruhig, das Licht gedimmt, und im Hintergrund läuft meist Klaviermusik. Um 8:30 Uhr beginnt der Morgenkreis, den die Kinder selbst leiten. Dabei wird besprochen wie viele Kinder anwesend sind, wer fehlt, welcher Tag ist und wie der Tagesplan aussieht. Anschließend folgt meistens eine 20-minütige Trainingszeit, in der die Schüler*innen individuell an ihren Aufgaben arbeiten. Anschließend ist entweder Selbstlernzeit, wo die Schüler*innen sich individuelle Ziele setzen, oder es findet ein sogenannter Runder Tisch statt, der dem klassischen Verständnis von Fachunterricht ähnelt Runde Tische gibt es in Deutsch, Mathe und Englisch.
In meiner Lernlandschaft ist dienstags immer der Themenklammer-Tag. Von 8:30 bis 12:00 Uhr pro Quartal ein Thema im Bereich Sachkunde behandelt. Momentan ist das Thema zum Beispiel „Tiere, Pflanzen und Lebenswelten“. Die Kinder forschen dabei eigenständig zu einem von ihnen ausgewählten Aspekt und erstellen ein Plakat oder Lapbook, um ihre Ergebnisse festzuhalten. Der Schultag endet um 15:30 Uhr. Für Kinder, deren Eltern Vollzeit arbeiten, gibt es bis 17:30 Uhr eine Spätbetreuung.
Eine weitere Besonderheit sind die Kindersprechstunden und Entwicklungsgespräche. Kindersprechstunden finden regelmäßig statt und dienen dazu, mit den Kindern über ihre Lernfortschritte und nächsten Aufgaben zu sprechen. Entwicklungsgespräche ähneln dem Elternsprechtag, haben jedoch den entscheidenden Unterschied, dass die Schüler*innen aktiv am Gespräch beteiligt sind. Sie bestimmen maßgeblich die Themen und werden in die Entscheidungen einbezogen.
Ein letzter Prunkt, den ich noch thematisieren möchte, betrifft die Arbeitsstruktur der Lehrkräfte. An der Heliosschule haben Lehrkräfte einen klassischen „Nine-to-Five“-Job. Sie verbringen ihre Gesamte Arbeitszeit an der Schule. Bei einer Vollzeitstelle mit einem Umfang von 41 Stunden, sind etwa 26 Stunden die Deputatsstunden, die die Lehrkräfte zusammen mit den Schüler*innen im Unterricht verbringen. Der Rest der Arbeitszeit ist für Teamzeiten und organisatorische Aufgaben vorgesehen. Dies fördert den Austausch untereinander und hilft, Überstunden zu vermeiden.
An der Heliosprimarstufe funktioniert übrigens jede Lernlandschaft wie eine eigene kleine Schule. Die Tagesstrukturen und Abläufe, die ich in diesem Beitrag beschrieben habe, können in den Lernlandschaften variieren.
Ich hoffe, dieser Überblick vermittelt dir ein gutes Bild der Schulstruktur. Wenn du Fragen oder Anmerkungen hast, lass es mich gerne in den Kommentaren wissen!