Wie wir lernen – eine Zusammenfassung

Hast du dich schon einmal gefragt, wie Lernen eigentlich funktioniert? Wieso sich manche Dinge scheinbar von selbst einprägen und andere dir ewig Schwierigkeiten bereiten? In How We Learn von Stanislas Dehaene geht es genau darum: Wie unser Gehirn lernt und welche Methoden wirklich effektiv sind. Ein spannender Einblick in die Welt der Neurowissenschaften und der Lernforschung, der zeigt, dass Lernen viel mehr ist, als nur Wissen zu speichern.

Stell dir vor, es gäbe eine Fähigkeit, die dir das ganze Leben lang helfen würde, neue Dinge schneller und besser zu verstehen. Genau das ist Metakognition: Zu lernen, wie man lernt. Wer Metakognition beherrscht, weiß, welche Strategien funktionieren und wann man umdenken muss. Das ist die Grundlage für lebenslanges Lernen und etwas, das in der Schule mehr gefördert werden sollte.

Die 4 Säulen des Lernens

Dehaene beschreibt vier Säulen, die für den Lernerfolg unerlässlich sind:

  1. Aufmerksamkeit: Deine Aufmerksamkeit ist wie eine Taschenlampe. Wenn du sie auf etwas richtest, blendest du andere Reize aus. Diese Fähigkeit ist entscheidend, um sich auf Lerninhalte zu konzentrieren.
  2. Aktives Engagement: Nur aktives Lernen ist nachhaltig. Dabei geht es darum, sich mit dem Stoff auseinanderzusetzen und sich kognitiv anzustrengen. Praktische Aktivitäten, Diskussionen und Gruppenarbeiten sind deshalb viel effektiver als bloßes Zuhören, weil sie dich herausfordern und zum aktiven Denken anregen.
  3. Rückmeldung: Fehler gehören zum Lernprozess. Es ist wichtig, dass du durch richtiges Feedback schnell merkst, wo du noch Unsicherheiten hast. Noten allein sind nicht hilfreich, denn sie bewerten nur das Endergebnis. Besser ist es, regelmäßig Tests und Übungen zu machen, die dir direktes Feedback geben und dich zur Selbstkorrektur anregen.
  4. Vertiefung: Wiederholung macht den Meister! Inhalte müssen immer wieder vertieft und wiederholt werden, damit sie ins Langzeitgedächtnis übergehen. Besonders effektiv ist es, vor dem Schlafengehen zu lernen, da unser Gehirn im Schlaf das Gelernte festigt.

Was bedeutet Lernen eigentlich?

Lernen bedeutet, ein inneres Modell der Welt zu entwickeln. Dein Gehirn formt ein Abbild dessen, was du durch deine Umwelt wahrnimmst. Dehaene vergleicht das Lernen mit einem „Recyclage“ – einem französischen Begriff, der auch für Menschen verwendet wird, die sich beruflich umorientieren und neue Fähigkeiten erlernen. So wie wir uns im Laufe unseres Lebens weiterbilden, verändert sich unser Gehirn und entwickelt neue Fähigkeiten, die es uns ermöglichen, über die normalen Fähigkeiten eines Primaten hinauszugehen.

Was es mit der Objektpermanenz auf sich hat

Vielleicht hast du schon gehört, dass Babys erst im Laufe ihres ersten Lebensjahres die sogenannte Objektpermanenz entwickeln – also die Fähigkeit zu verstehen, dass ein Gegenstand auch dann noch existiert, wenn man ihn nicht mehr sieht. Doch laut Untersuchungen, die Dehaene durchführte, haben wir diese Fähigkeit schon von Geburt an. Der Grund, warum Babys trotzdem oft so wirken, als würden sie dies erst lernen, ist, dass ihnen die nötigen exekutiven Funktionen fehlen, um ihre Aufmerksamkeit bewusst zu lenken.

Frühes Lernen lohnt sich

Ein früher Beginn der schulischen Bildung kann Bildungsungleichheit entgegenwirken und langfristig den IQ sowie die Gesundheit verbessern. Kinder haben von Natur aus eine erstaunliche Fähigkeit zu lernen. Schon im Kindergartenalter können durch Konzentrationsspiele, Musizieren und das Trainieren des Gedächtnisses wichtige exekutive Funktionen gestärkt werden. Je früher Kinder in ein lernförderliches Umfeld kommen, desto besser können sich ihre Fähigkeiten entwickeln.

Damit das Gelernte wirklich im Gedächtnis bleibt, ist es wichtig, dass du den Lernprozess aktiv und aufmerksam gestaltest. Nimm dir immer wieder kleine Lernhäppchen vor, anstatt alles auf einmal lernen zu wollen. Tests und Übungen, bei denen du dich selbst abfragen kannst, sind hierbei besonders hilfreich.

Lernen ist nicht immer einfach – es ist mit Anstrengung verbunden. Aber genau diese Anstrengung führt dazu, dass du dir Dinge langfristig merken kannst. Gib dich also nicht mit schnellen Erfolgen zufrieden, sondern arbeite dich auch durch die schwierigen Themen. Wenn du am Ball bleibst und dir regelmäßig Zeit zum Lernen nimmst, wirst du sehen, wie viel mehr du langfristig behältst.

Die Rolle des Schlafs im Lernprozess

Eine gute Nachtruhe kann Wunder wirken: Im Schlaf verarbeitet unser Gehirn das Gelernte und speichert es ab. Gerade das Wiederholen von Lerninhalten kurz vor dem Schlafengehen hat sich als besonders effektiv erwiesen. Jugendliche haben zudem einen anderen Biorhythmus als Erwachsene – sie sind abends länger wach und morgens schwer aus dem Bett zu bekommen. Dies sollte bei der Gestaltung des Schulalltags berücksichtigt werden.

Was wir aus der Forschung für unsere Schulen lernen können

Die Ergebnisse der Lernforschung bieten uns viele Möglichkeiten, Bildung neu zu denken und zu gestalten. Hier sind einige der wichtigsten Punkte, die du als Elternteil, Lehrkraft oder auch einfach als neugierige*r Lerner*in beachten solltest:

  • Wertschätze die Fähigkeiten der Kinder: Sie sind von Anfang an neugierig und wissbegierig und bringen viel mit, um zu lernen. Sie sind kein leeres Blatt, das erst beschrieben werden muss.
  • Nutze sensible Phasen: Gerade in den ersten paar Lebensjahren bilden sich die Synapsen im Gehirn besonders schnell. Fremdsprachen und andere komplexe Fähigkeiten sollten deshalb möglichst früh vermittelt werden.
  • Fördere Aufmerksamkeit: Hilf Kindern, Ablenkungen zu vermeiden und sorge dafür, dass sie sich auf den Lernstoff konzentrieren können. Das kann den Unterschied zwischen Erfolg und Frust ausmachen.
  • Ermutige zur Anstrengung: Kinder müssen verstehen, dass Lernen anstrengend sein kann und dass es normal ist, sich manchmal schwerzutun. Das sogenannte „Growth Mindset“ zeigt, dass alle sich durch Anstrengung verbessern können.
  • Fehler sind wertvoll: Akzeptiere Fehler als Teil des Lernprozesses. Sie sind keine Rückschläge, sondern Gelegenheiten, sich zu verbessern.

Wir haben die Chance, die Art und Weise, wie wir Bildung gestalten, zu verändern. Dazu müssen wir nicht nur in Schulen investieren, sondern auch Eltern stärker in den Lernprozess einbinden und die Wissenschaft berücksichtigen. Gerade die Neurowissenschaften zeigen uns, wie wir den Lernprozess besser unterstützen können. Bildung ist nicht nur ein Job der Schulen, sondern eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung von uns allen – Eltern, Lehrkräften und Gesellschaft. Wenn wir zusammenarbeiten, können wir das volle Potenzial der nächsten Generation entfalten.

Fazit

Das Buch war unheimlich interessant und lehrreich. Trotz der komplexen Thematik war es verständlich und ansprechend Die Inhalte wurden durch aussagekräftige Bilder sinnvoll ergänzt, wodurch die Botschaften noch klarer vermittelt wurden. Das Buch bringt treffend auf den Punkt, was die Neurowissenschaften bisher über das Lernen wissen und was effektives Lernen ausmacht. Außerdem wurde eindrücklich vermittelt, dass Lernen und gute Schulbildung uns alle betreffen – unabhängig davon, ob wir selbst Kinder haben, beruflich mit ihnen arbeiten. Kinder sind die Erwachsenen von morgen. Gerade in heutigen Zeiten, mit all den Krisen und der Komplexität einer globalisierten Welt sollte es unser oberstes Ziel sein, eine demokratiefähige, resiliente und kooperationsfähige Generation auszubilden.  

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