Ich packe meinen Rucksack und nehme mit…
Mein Praxissemester ist vorbei. Eine intensive, lehrreiche und bereichernde Zeit liegt hinter mir. Ich durfte viel erleben und mich ausprobieren. Es gab Momente voller Freude, aber auch Herausforderungen, an denen ich gewachsen bin, und Begegnungen, die mich geprägt haben. Diese Zeit hat mir geholfen, meine Lehrerinnenpersönlichkeit zu entwickeln und mich in der Rolle als Lehrkraft zu finden. Doch was bleibt von dieser Zeit? Was nehme ich mit auf meinen weiteren Weg?
Gibt dem Schultag einen Rahmen
Jede gute Geschichte hat eine Rahmenhandlung, jedes Gemälde einen sorgfältig ausgewählten Rahmen – und jeder erfolgreiche Schultag wird gerahmt durch eine klare und transparente Struktur. Rituale geben Kindern Halt und Sicherheit. Sie schaffen einen verlässlichen Rahmen für das tägliche Lernen.
Ein offener Anfang ermöglicht allen ein entspanntes und ruhiges Ankommen in der Schule, ohne Stress oder Hektik. Der Morgenkreis gibt eine Orientierung: Was steht heute an, was erwartet die Schüler*innen? Diese Klarheit hilft ihnen, sich einzufinden und auf den Tag einzulassen. Der Abschlusskreis ermöglicht Raum für eine Reflexion des Schultages: Was wurde heute gelernt? Was war schön? Was war herausfordernd? Dabei geht es um weit mehr als bloße Routinen – die Rahmung bietet wertvolle Anker im Schulalltag.
Perspektiverweiterung durch interdisziplinäres Arbeiten
Schon vor meinem Praxissemester war ich begeistert von der Idee des interdisziplinären Arbeitens – sowohl im Team als auch im Fachunterricht. Während meines Semesters konnte ich erleben, wie wertvoll es ist, wenn verschiedene Professionen zusammenkommen und gemeinsam auf die Schüler*innen blicken. Jede Perspektive zählt und trägt dazu bei, Kinder ganzheitlich zu fördern.
Auch der fachübergreifende Unterricht ermöglicht eine größere Alltagsnähe und schafft einen ganzheitlichen Unterricht. Warum sollten Brahms und Schubert nur im Musikunterricht besprochen werden, wenn sich Texte über die beiden auch im Deutschunterricht analysieren lassen? Warum nicht im Sportunterricht Tänze zu ihren Kompositionen einstudieren? Wenn wir Lerninhalte fachübergreifend vernetzen, entsteht ein lebendiger, praxisnaher Unterricht, der Kinder nachhaltig begeistert.
Lernen begleiten
Mein Praxissemester bot mir vor allem eines: die Möglichkeit, genau hinzusehen und zu beobachten. Ich durfte erleben, wie wertvoll es ist, Kinder individuell wahrzunehmen – ihre Stärken, Bedürfnisse und Grenzen zu erkennen. Dabei wurde mir wieder bewusst, wie wichtig eine Beziehung auf Augenhöhe ist. Vertrauen entsteht, wenn wir uns Zeit nehmen, zuhören und die Kinder in ihrer Einzigartigkeit wertschätzen.
Letztlich geht es im Schulalltag nicht primär um Wissensvermittlung, sondern vor allem um die heranwachsenden Menschen, die vor uns sitzen. Kinder brauchen Begleitung, Ermutigung und ein Umfeld, das sie in ihrem Wachstum unterstützt. Es geht um zwischenmenschliche Beziehung, um respektvollen Umgang miteinander, um Kooperation und das ständige Aushandeln von Bedingungen, die für alle gut sind, um gut miteinander arbeiten zu können. Und genau das möchte ich in meinem Rucksack mitnehmen – um für zukünftige Herausforderungen ausgerüstet zu sein.