Stark im Team: Multiprofessionell zum Erfolg

Der Schulalltag ist komplex. Als Lehrkraft sollst du unterrichten, fördern, auffangen, organisieren, erziehen und zuhören – am besten alles gleichzeitig. Kein Wunder, dass viele Lehrkräfte ihre Arbeitsbelastung als hoch empfinden. Stell dir aber vor, Lehrkräfte sind nicht allein verantwortlich für alles, was in ihrem Klassenraum passiert. Stell dir vor, da ist ein Team an geschulten Menschen, mit unterschiedlichen Perspektiven, Erfahrungen und Fähigkeiten. Menschen, die einander unterstützen, inspirieren, entlasten.
In einem multiprofessionellen Team wird Verantwortung geteilt. Und das ist nicht nur effizient, sondern auch gesund! Studien zeigen, dass Teamarbeit in der inklusiven Schule zu psychischer Entlastung führen kann, sodass mehr Individualisierung und Schüler*innenorientierung möglich ist – ein starkes Argument für mehr Miteinander im Schulalltag. In multiprofessionellen Teams treffen unterschiedliche Professionen aufeinander: Lehrkräfte, Sonderpädagog*innen, Schulsozialarbeiter*innen, Therapeut*innen, Inklusionsbegleitungen, Erzieher*innen – alle bringen einzigartige Professionen mit. Dieses gebündelte Wissen und die geballte Kompetenz ermöglichen eine neue Tiefe in der Förderung und Begleitung von Schülerinnen. Statt nur auf die eine Perspektive zu setzen, öffnet sich ein Raum für Austausch, Reflexion und gemeinsames Lernen. Davon profitieren nicht nur die Erwachsenen, die im Team arbeiten, sondern auch die Schülerinnen, die eine größere Auswahl an Bezugspersonen haben und damit Beziehungsarbeit viel vielfältiger gestaltet werden kann.

Klingt zu schön um wahr zu sein? Ist aber möglich und in einigen Ländern bereits seit vielen Jahren die Regel (z.B. in Neuseeland). Ein gut funktionierendes Team kann Zeit freischaufeln, Beobachtungen besser bündeln, Förderprozesse gezielter planen – und das alles mit mehr Freude an der Arbeit. Denn in einem unterstützenden Umfeld wächst nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch die Qualität des Unterrichts. Außerdem sind erwachsene Akteur*innen in der Schule auch Vorbilder für Schüler*innen – auch im sozialen Umgang miteinander.

Natürlich ist Teamarbeit nicht immer einfach und erfordert viel Kommunikation und Kooperation. Wo es möglich ist, sollte also auch mitentschieden werden können, wer Teil des Teams wird. Aber Teamarbeit ist mehr als bloßer Austausch von Infos. Sie lebt vom gemeinsamen Denken und Handeln, vom Mitgestalten und Mitverantworten. Besonders spannend wird Teamarbeit im Ganztag: Wenn außerschulische Partner*innen aus sozialen Unternehmen, vereinen, Museen oder ähnliches mit ins Boot kommen. Dann können neue Lernorte, neue Impulse, neue Chancen entstehen. Das ganze Viertel kann dadurch zum Lernort werden und Lernen kann direkt in der Lebenswelt der Schüler*innen geschehen, ob durch Projektarbeit oder AGs. Die Möglichkeiten sind endlos. Multiprofessionelle Teams sind hierbei kein „Nice-to-have“, sondern ein Schlüssel zur inklusiven, lebendigen und gerechteren Schule der Zukunft. Einzelkämpfer*innen gehören der Vergangenheit an.
Wo in deinem Umfeld gibt es bereits Teamstrukturen? Wo könntest du enger mit anderen Professionen zusammenarbeiten? Und was würdest du dir wünschen, wenn du es frei gestalten könntest?

Literatur:
Lengersdorf, Jeanne & Hagemann, Anna (2021). Raum für Inklusion. Schule als Lernort für alle gestalten und nutzen. Wiesbaden: Springer Fachmedien GmbH.

Seifert, Anja (2018). Kooperation und Teamarbeit in der inklusiven Grundschule – Empirische und theoretische Annäherungen an ein Desiderat. In: Müller, Kathrin, Gingelmaier, Stephan (2018). Kontroverse Inklusion. Ansprüche, Umsetzungen und Widersprüche in der Schulpädagogik. Weinheim, Basel: Beltz Juventa.

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