An einem scheinbar vollkommen gewöhnlichen, regnerischen Morgen hat der Gymnasiallehrer Raimund Gregorius eine unerwartete Begegnung. Diese Begegnung ist der Auslöser für eine außergewöhnliche Reise – in ein fremdes Land, in die Vergangenheit einer längst verstorbenen Person und vor allem auch eine Reise zu sich selbst.
Bis zu diesem Morgen lebte Gregorius ein sehr unscheinbares, einfaches, ja, vielleicht auch langweiliges Leben. Seine Leidenschaft galt den alten Sprachen: Altgriechisch, Hebräisch, Lateinisch. Diese Sprachen beherrschte er, wie wohl kaum jemand sonst.
Doch diese besagte Begegnung bewegte etwas in ihm, trat etwas los, was sich nicht mehr aufhalten ließ. Mitten in einer Schulstunde fasste Gregorius den Entschluss, nach Lissabon zu reisen. Dort stellte er Nachforschungen über das Leben eines Mannes an, dessen Buch er in einem Antiquariat gefunden hatte. Er spricht mit Menschen, die diesen Mann kannten. Die ihm nahestanden. Er hört zu, lernt und lässt sich von den Geschichten berühren.
Der philosophische Roman „Nachtzug nach Lissabon“ von Pascal Mercier lädt nicht nur dazu ein in das Leben von Raimund Gregorius einzutauchen, sondern regt auch tiefgründige Denkanstöße über das Leben und seine Vergänglichkeit an, über Freundschaft und Liebe und vor allem über die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren und was wir miteinander teilen. Ein Gedanke zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch:
„Von tausend Erfahrungen, die wir machen, bringen wir höchstens eine zur Sprache, und auch diese bloß zufällig und ohne die Sorgfalt, die sie verdiene. Unter all den stummen Erfahrungen sind diejenigen verborgen, die unserem Leben unbemerkt seine Form, seine Färbung und seine Melodie geben.“
Der Roman hat mich sehr berührt und selbst jetzt, einige Tage nachdem ich das Buch beendet habe, beschäftigt er mich noch. Ist es nicht erstaunlich, wie ein kleiner Moment, eine kurze Begegnung, den Verlauf deines Lebens vollkommen verändern kann?
Welche Entscheidungen treffen wir im Leben, und wie beeinflussen sie unseren Weg?
Welche Türen öffnen wir und welche verschließen wir für immer?
Welche Personen lassen wir an unseren Entscheidungen teilhaben, und welche Erlebnisse behalten wir lieber für uns?
Ich empfehle den Roman allen, die dem Alltag entfliehen möchten und keine Angst vor tiefgründigen und persönlichen Fragen haben. Denn wenn du es zulässt, kann dieses Buch auch deine eigene, ganz persönliche innere Reise vorantreiben.